GemüseKohl im Honig?

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Das Kreuz mit den Kreuzblütlern

 – Manche Imkerinnen und Imker sind über ihr Ergebnis verwundert: Das Diagramm weist mitunter hohe Anteile von Gemüsekohl und anderen Kohlarten auf, wo in der Gegend weit und breit kein Kohl oder derartiges Gemüse angebaut wird? „Hier muss wohl eine Verwechslung vorliegen!“, so der erste Verdacht.

Wir können Sie beruhigen: dies ist keineswegs der Fall – wir haben Ihre Probe nicht vertauscht. Für das Bild gibt es durchaus plausible Erklärungen. In der Tat finden wir diese zahlreichen Nachweise für Kohl & Co speziell in Gebieten, in denen Landwirtschaft in Form von Ackerbau betrieben wird, recht häufig. Aber diese Detektionen haben wenig mit jenem Gemüsekohl im Kochtopf zu tun, an den die meisten in erster Linie denken.

Eine Vielzahl der Gemüse-Sorten, welche in der Landwirtschaft und in Gärten angebaut werden, stammen aus der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae) und hier aus der Gattung der Kohlarten (Brassica).

Dazu gehören neben dem eigentlichen Gemüsekohl auch z.B. Wirsing, Brokkoli, Kohlrabi, Blumenkohl bis hin zu Pak Choi. Alle diese vielfältigen Gemüse haben gemeinsame vorfahren. Sie alle stammen aus Kreuzungen von zwei Wildpflanzen ab: wildem Gemüsekohl (Brassica oleracea) und Rübsen (Brassica rapa).  Von diesen Brassica-Abkömmlingen gibt es unterschiedliche Sorten und Zuchtformen. Auch bei Raps (Brassica napus) handelt es sich um eine Zuchtform welcher aus der Hybridisierung von Rübsen und wildem Gemüsekohl stammt.

Dadurch, dass es sich bei all dieser Sortenvielfalt um Kreuzungen voneinander handelt, sind diese Brassica-Gemüsesorten genetisch sehr eng miteinander verwandt. Diese enge Verwandtschaft führt dazu, dass deren Pollen im Mikroskop kaum zu unterscheiden sind. In der klassischen Pollenanalyse werden diese Pollen in der Regel zusammengefasst „Raps“ zugeordnet. Die DNA-Trachtanalyse gibt hier eine deutlich höhere Auflösung und zeigt Unterschiede auf, die sonst im Verborgenen bleiben würden. Alle DNA-Sequenzen, welche aber, aufgrund der engen Verwandtschaft, nicht ganz eindeutig einer Sorte zugeordnet werden können, werden in der nächst höheren Systematischen Einheit zusammengefasst und als „Kohlarten“ dargestellt. Dies erklärt den mitunter großen Anteil an „Kohlartigen“ im Donut oder Krona-Chart.

Darüber hinaus sind die Wildformen von Brassica oleracea und Brassica napus und deren Verwandte ebenfalls bei uns häufig als Acker-Beikräuter oder an Wegesrändern zu finden. Der deutsche Name „Gemüsekohl“ ist hier leider etwas irreführend.

Und eines zeigt sich in den vielen Ergebnissen ganz deutlich: Bienen lieben Brassica-Arten! Die gelben Blüten wirken extrem attraktiv auf die Insekten. Die gelbe Blütenfarbe signalisiert Pollenreichtum.

Jetzt assoziiert man zwar Honig weniger mit dem Nektar aus Kohlarten als mit Raps, dafür ist dies die wissenschaftlich korrekte deutsche Bezeichnung und als Biologen sind wir natürlich zur korrekten Kennzeichnung verpflichtet.

Unter Umständen wird einmal gar die Zeit kommen, auch die Sortenbezeichnung der Honige neu zu überdenken – vielleicht wird es in der Zukunft neben Raps- auch Kohl-Honig geben. Oder in diesem Fall wird wohl eher der wohlklingende Name Brassica als Sortenbezeichnung eingeführt? Wir wissen es nicht, aber die Zeit wird es zeigen.

Auswahl und Kreuzung sind jahrtausendealte Techniken, um aus unscheinbaren Pflanzen wie wildem Gemüsekohl und Rübsen eine Vielzahl an Gemüsesorten zu ziehen. Genetisch sind diese Pflanzen sehr eng mit ihren Ahnen verwand. Dies zeigt sich auch in der DNA-Trachtanalyse. Bei dem dunklen Haufen an Pünktchen in der Abbildung handelt es sich übrigens um Rapssamen. Auch der Raps ist eine Zuchtform und gehört zu den Kohlarten.

2 Kommentare zu „GemüseKohl im Honig?“

  1. Auch meine Analyse (Sept. 2024) zeigt den Hauptanteil an Kohlarten (51%). Weitere Kohlarten: Gemüsekohl (15%), Raps (15%). Meine Vermutung: Bei Raps handelte es sich wohl um Reste aus der Rapstracht. Bei den „Kohlarten 51%“ vermute ich Ölrettich, der als Zwischenfrucht angebaut wird. Die Bienen stehen in einem überwiegend ackerbaulich genutzten Gebiet, was wohl für das Ergebnis spricht. War sehr ernüchternd.

    1. Corinna Wallinger

      Sehr geehrter Imker! Die Ursache für einen hohen Nachweisrate an vermeintlichem „Gemüsekohl“ hat eine Reihe von möglichen Ursachen:

      1) ist Gemüsekohl bzw. Brassica oleracea – so der Lateinische Name – eine sehr Pollenreiche Pflanze – gehört damit zu den „überrepräsentierten Pflanzen“ (wie es auch in der klassischen Pollenanalyse bezeichnet wird.) Darüber hinaus weisen Kulturpflanzen aufgrund der Zucht oftmals Mehrfachkopien des DNA-Satzes auf (Wildpflanzen haben immer nur einen doppelten Satz davon). Das trägt zusätzlich dazu bei, dass – wenn Pollen dieser Pflanzen vorhanden ist, dass der Anteil nach oben geht.

      2) ist der deutsche Name leider irreführend: Brassica oleracea ist zwar auch Gemüsekohl, aber es ist die Mutter zahlreicher Gemüsepflanzen (Brokkoli, Blumenkohl, Rosenkohl, Kohlrabi, Weiß- und Rotkohl etc.) – alle diese Varietäten gehören zur gleichen Art B. oleracea. Jedoch damit nicht genug – darüber hinaus

      3) ist die Wildform von B. oleracea – die Mutter aller dieser Gemüsepflanzen auch ein sehr häufiges Ackerunkraut und ebenso reich vertreten an Wegrändern zu finden.

      4) ist sie sehr nahe verwandt zu Raps (Brassica napus). Raps ist aus einer spontanen Kreuzung von Wildkohl (Brassica oleracea) und Rübsen (Brassica rapa) entstanden. Das kann dazu führen kann, dass Sequenzen von Raps auch dieser Gruppe zugeordnet werden können.

      Die Blütenfarbe gelb ist hoch attraktiv für Bestäuber und darunter auch Honigbienen – da diese Farbe viel Pollen verspricht. Weiß ist ebenfalls sehr attraktiv, da dies viel Nektar verspricht. Diese Blüten wirken wie Magnete auf Honigbienen, worauf sie regelrecht fliegen.

      Mehr Erklärungen zur Interpretation der DNA-Trachtanalyse finden Sie auch in einem Video: https://www.youtube.com/watch?v=SX_ciE60Ass&t=816s

      Oder im Blog: https://www.trachtanalyse.com/kohl-im-honig-das-kreuz-mit-den-kreuzbluetlern/

      Ich hoffe, hiermit Ihre Verwirrung aufklären zu können.

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